Lachs aus Aquakultur in Norwegen – das klingt erstmal irgendwie gut und umweltfreundlich.Sorry, wir müssen enttäuschen, ist es nicht.

Lachszucht bedroht andere Meeresbewohner
Unsere Weltmeere werden immer leerer: Schuld ist vor allem der Fischfang. Wer die Überfischung nicht unterstützen, aber auch nicht auf sein Lachsfilet verzichten möchte, greift oft zu Fisch aus Aquakulturen. Ökosiegel und andere Zertifizierungen vermitteln das Gefühl, damit etwas Gutes zu tun. Tatsächlich wirken die Aquakulturen der Überfischung entgegen. Ganz so umweltfreundlich wie man vielleicht denkt, ist der Zuchtlachs aber auch nicht. Mittlerweile stammen rund 90% der Lachse in unseren Kühlregalen aus Aquakulturen, also künstlichen Zuchtbecken in Flüssen und Meeren. In Deutschland kommen die meisten Lachse aus Norwegen. Nach dem Erdöl ist die Lachszucht der wichtigste Wirtschaftszweig dort. Die Zucht von Lachsen ist deshalb hoch industrialisiert: Bis zu 200.000 Lachse tummeln sich in einem Zuchtbecken. Dementsprechend sinken jeden Tag große Mengen von Ausscheidungen und Futterresten auf den Boden des Meeres oder Fjordes, in dem die Lachse schwimmen. Das ist ein ziemliches Problem für die Ökosysteme dort: Kleine Bakterien bauen die Stoffe ab und verbrauchen dabei jede Menge Sauerstoff. Der Sauerstoffgehalt im Wasser kann dadurch so sehr sinken, dass kleine Lebewesen wie Würmer, Seeigel oder Krebse darin nicht mehr überleben können. Ein weiteres Problem: Das Leben in engen Gehegen macht die Zuchtlachse anfällig für Parasiten. Viele sind von Läusen befallen, die normalerweise tödlich für die Fische sind. Deshalb werden die Lachse mit Pestiziden behandelt. Noch weiß man nicht genau, ob das Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat. Sicher ist, dass die Gifte nicht nur für Läuse tödlich sind, sondern auch für andere kleine Meeresbewohner wie Krill.

Lachs-Futter stammt von großen Plantagen
Lange Zeit fütterte man die Lachse in Zuchtanlagen mit Fischöl und Fischmehl – das trug nicht unbedingt dazu bei, die Überfischung der Meere zu stoppen. Mittlerweile sieht das etwas anders aus: Rund 80 Prozent des Lachsfutters sind pflanzlich. Um ein Kilo Lachs zu produzieren, werden etwa 500 Gramm Sojabohnen benötigt. Das Problem: Ein großer Teil der Futtermittel stammt von riesigen Sojaplantagen aus Südamerika, für die große Teile des Regenwalds gerodet werden. Momentan isst jeder Deutsche ungefähr 14 Kilo Fisch im Jahr. Würden wir diese Menge etwas verringern, wäre das ein erster Schritt. Weniger Tiere würden zum Beispiel auch weniger Futter benötigen. Die Lachsfarmen müssten dann also weniger Soja von großen Plantagen importieren: Algen und etwas Fischmehl könnten dann reichen. Im Moment plant Norwegen allerdings, seine Lachsproduktion bis 2050 zu verfünffachen.
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